Venedig, 1785

Ein ‚aufgeklärter‘ Reisebericht über Venedig aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, verfasst von einem Kosmopoliten mit viel Lebenserfahrung, gewonnen in Amerika und Europa. Der Text lässt nicht wenige Aspekte der Dekadenz und des Niedergangs der Lagunenstadt erkennen: eines Adels, der sich in seinen Casinos versammelt, einer Stadt, in der Theater und Musikaufführungen das gesellschaftliche Leben dominieren. Gleichzeitig bietet der Autor aber auch einen touristischen Blick auf die Schönheiten der Lagunenstadt, Museen und Sammlungen. Ihn interessiert ferner, wie das Zusammenleben politisch organisiert und militärisch in einem Arsenal abgesichert wird. Ein aufgeklärter, selbstbewußer, kritischer ‚Blick von außen‘ auf das Las Vegas des 18. Jahrhunderts.


Francisco de Miranda:
Venedig, 1785
Ein Reisebericht
Übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Jochem Rudersdorf
68 S., 13 Abb., Softcover
10 €
ISBN 9783947838004


Francisco de Miranda, Venedig, Reisebericht, 18. Jahrhundert


Von hier sind wir zur Mole hinunter gegangen, an die Stirnseite des Markusplatzes, auf dem sich die zwei sehr bekannten Säulen aus orientalischem Granit befinden, beide aus einem einzigen Stück und die besten, die ich in dieser Art gesehen habe: Sie sind wunderschön, und es ist schade, dass sie nicht gleichförmig sind. Sie sind aus Griechenland hergebracht worden, und die dritte ist ihnen während des Ausbootens vor Venedig ins Wasser gefallen, so, dass sie keine Möglichkeit hatten, sie zu bergen. Die zwei blieben noch lange auf dem Platz liegen, bis ein lombardischer Architekt – Barattiero – sie endlich aufgestellt hat. Bei Gott, welche Schweinerei! Aber um sich zur genaueren Betrachtung dieser großartigen massigen Gestalten zu nähern, ist es unumgänglich, sich mit der Sch … zu beschmutzen, die ihre Postamente bedeckt, als ob sie keinen anderen, besser dafür geeigneten Ort hätten. Von hier sind wir zur Mole der Schiavoni weitergegangen, die sie zur Zeit bauen und die sicherlich die schönste Promenade von Venedig sein wird. (Francisco de Miranda)