Das literarische Weimar – das literarische Bonn

Der Band versammelt biographische Porträts von Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, Begründerin des Weimarer Musenhofs (Wieland, Herder, Goethe), Goethes Frau Christiane Vulpius, Goethes „Erzieherin“ Charlotte von Stein, Goethes Schwiegertochter Ottilie von Pogwisch, Charlotte von Kalb. In einem Doppelporträt werden Johanna und Adele Schopenhauer gewürdigt, die von Weimar nach Bonn zogen und von der Bonner Mäzenatin und Sammlerin Sibylla Mertens-Schaaffhausen unterstützt wurden. Es geht um Freundschaften, schreibende Frauen, das Sammeln, um Goethe. Einfühlsame intellektuelle Porträts in der Tradition der „Frauengeschichte“.


Doris Maurer
Das literarische Weimar – das literarische Bonn.
Acht Porträts maßgeblicher Frauen
159 S., 8 Abb., Softcover
18 €
ISBN 9783981687002


Weimar, Bonn, Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, Charlotte von Stein, Christiane von Goethe, Ottilie von Goethe, Charlotte von Kalb, Johanna Schopenhauer, Adele Schopenhauer, Sibylla Mertens-Schaaffhausen, Goethe, Freundschaften, Sammeln, Geschichte von Frauen


Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739 – 1807)
Charlotte von Stein (1742 – 1827)
Christiane Vulpius/Christiane von Goethe (1765 – 1816)
Ottilie von Pogwisch/Ottilie von Goethe (1796 – 1872)
Charlotte von Kalb (1761 – 1843)
Johanna und Adele Schopenhauer (1766 – 1838 und 1797 – 1849)
Sibylla Mertens-Schaaffhausen (1797 – 1857)

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, Goethe habe in seinem Brief vom 1. Juni 1789 Charlotte endlich einmal alles das geschrieben, was er schon lange mit sich herumgetragen hatte. Zunächst einmal glaubte er, wegen seiner Rückkehr aus Italien Lob zu verdienen, weil er doch – wie er immer wieder in seinen Briefen aus Rom, Neapel, Palermo zu verstehen gab – am liebsten geblieben wäre. Offensichtlich war es ihm nicht möglich zu begreifen, dass die Art seiner Abreise, seine Heimlichkeit, seine offensichtliche Bevorzugung des fremden Landes und die Länge seiner Abwesenheit nicht gerade zu Charlottes Glück beigetragen hatten. Er war fortgeeilt, um sich selbst wiederzufinden, um zu gesunden, er wollte sich retten – ohne Rücksicht auf andere. Er hatte sein Ziel erreicht – allein – und verstand einfach nicht, dass die von ihm über Nacht Verlassene nicht in Dankbarkeit über den wiedergefundenen neuen Goethe dahinschmolz, dass sie auch zu verstimmt war, seinen Hymnen auf Italien zu lauschen, die ihr letztlich immer wieder nur bestätigten, dass sie in seinem Leben nicht mehr das Wichtigste und überflüssig geworden war. Goethe sah und spürte Charlottes Kälte, weigerte sich, die Schuld bei sich zu suchen, mied stattdessen die Freundin und wurde durch die eisige Atmosphäre, die ihm entgegenschlug, um so geneigter, ein unkompliziertes, ihn wärmendes Liebesverhältnis einzugehen. (Doris Maurer)