Anmerkungen zu Venedig, 1728
Montesquieu machten vor seiner Reise nach Venedig (16. August bis 14. September 1728) seine „Persischen Briefe“, zwanzig Jahre später dann sein Hauptwerk „Vom Geist der Gesetze“ (1748) berühmt, eine Schrift, die maßgeblichen Einfluss auf die Formulierungen der amerikanischen Verfassung hatte.
Politische, wirtschaftliche und soziale Fragen stehen für den Aufklärer Montesquieu im Vordergrund seiner Betrachtungen zu Venedig. Warum ist das venezianische Staatswesen so schwach? Welche Kräfte sind am Werk, die das System aushöhlen?
Über Wirtschaftsfragen, Sozialformen des Adels, die Ökologie der Lagune, Erfindungen, den Einfluss der Kirche, die Prostitution.
Dabei hatte Montesquieu in Graf Claude Alexandre de Bonneval und dem „Banker“ John Law anregende Gesprächspartner.
Die Schönheiten der Lagunenstadt wirkten eher am Rande auf ihn ein, aber: „Es gibt nichts Schöneres, als Venedig vom Glockenturm von San Marco aus zu betrachten: man sieht die Anlage des Lido und alle Inseln der Lagune.“
Übersetzer Dr. Jochem Rudersdorf arbeitete als Facharzt in Siegburg, lebt in St. Augustin. Zahlreiche Veröffentlichungen, insbesondere zum Revolutionsgeneral und Vorbereiter der Unabhängigkeit Lateinamerikas, Franciso de Miranda. Im Bonner Verlags-Comptoir erschien 2020 de Mirandas Reisebericht zu Venedig in der Übersetzung von Jochem Rudersdorf unter dem Titel „Venedig, 1785“, ebenfalls erstmals auf Deutsch (ISBN 978-3-947838-00-4).
Charles-Louis de Montesquieu
Anmerkungen zu Venedig, 1728
Politik. Wirtschaft. Gesellschaft. Natur
Übersetzt und kommentiert von Jochem Rudersdorf
115 S., 24 Abb., Softcover
14 €
ISBN 978-3-947838-06-6
Venedig, 18. Jahrhundert, Aufklärung, Reisen, Gesellschaft Venedigs, Wirtschaft Venedigs
Was die Geheimhaltung von Politik angeht, ist sie in einer solchen Auflösung, dass sie anscheinend kaum mehr ein Geheimnis zu bewahren hat.
Noch nie hat man so viele Fromme gesehen und so wenig Gottergebenheit wie in Italien. Man muss dennoch zugeben, dass die Venezianer und die Venezianerinnen von einer Frömmigkeit sind, die faszinierend ist: Ein Mann kann eine Dirne unterhalten, er wird aber um alles in der Welt nicht seine Messe versäumen; und glauben Sie nicht, dass sich die Kurtisanen in den Kirchen ihre Affären verderben lassen. Das Volk von Venedig ist das beste Volk der Welt: Es gibt keine Aufpasser bei den Schauspielen und man hört keinen Krach; und man sieht hier keinen Streit. (Charles-Louis de Montesquieu)